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Großes Interesse an Eröffnung der Wanderausstellung "Stillgeschwiegen!"

Zur Eröffnung der Wanderausstellung der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen „Stillgeschwiegen – Die Vertriebenen in der SBZ und DDR“ am 5. März in Berlin erklärt der Vorsitzende der Stiftung, Staatsminister a.D. Dr. Christean Wagner:

„Ich freue mich sehr, dass die Eröffnungsveranstaltung zu unserer Ausstellung „Stillgeschwiegen!“ auf großes Interesse gestoßen ist und ich viele Gäste und Multiplikatoren aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen begrüßen durfte.  Zentrales Thema der Ausstellung ist das Schicksal der 4,3 Millionen deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge, die nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) gelandet und dann in der DDR ihr Leben verbracht haben. Damit wird 35 Jahre nach dem Fall der Mauer eine Lücke in der Aufarbeitung und öffentlichen Wahrnehmung des Themas und der betroffenen Menschen geschlossen.

Bei einem tieferen Blick in die damalige Lebenswelt der Vertriebenen im SED-Staat wird deutlich, dass ihre Geschichte von zahlreichen Herausforderungen, aber auch von erstaunlichem Durchhaltevermögen, Lebens- und Leistungswillen und kreativen Anpassungen an das System geprägt war. Der Verlust der Heimat, die Entwurzelung und gleichzeitig die Sehnsucht und Suche nach einer Heimat waren für sie nicht nur eine logistische, sondern vor allem eine emotionale Herausforderung, die sich teilweise im zutiefst Privaten, im eigenen Kopf, in der eigenen Gedankenwelt abspielte.“

Der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Dr. Bernd Fabritius sagte in seinem Grußwort: „Die Ausstellung veranschaulicht eindrucksvoll, wie übergriffig, bedrohlich, schamlos, impertinent und menschenverachtend das System DDR gegen seine eigene Bevölkerung vorging – und damit auch gegen die 25 %, die unsere geflüchteten oder vertriebenen Landsleute innerhalb der Bevölkerung der DDR ausmachten“.


Staatsminister Carsten Schneider, der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, selbst Nachkomme von Vertriebenen, betonte in seinem Redebeitrag:
"Vertriebene haben unser Land nach dem Zweiten Weltkrieg an vielen Stellen geprägt – wirtschaftlich, kulturell und auch sozial. Darüber ist lange nur wenig bis gar nicht gesprochen worden. Ich bin froh, dass sich das geändert hat. Die Ausstellung "Stillgeschwiegen - Die Vertriebenen in der SBZ und der DDR" trägt dazu bei, ihr Schicksal und ihre Leistungen sichtbar zu machen. Mich hat das Thema besonders berührt, weil ein Teil meiner Familie auch Vertriebene sind. Sie fühlen sich als Thüringer durch und durch, aber die Erinnerung an die alte Heimat bleibt präsent und prägend. Gefallen hat mir deshalb an der Ausstellung, dass sie Menschen selbst zu Wort kommen lässt, die ihre Heimat verlassen mussten. Da finden sich ganz unterschiedliche Lebenswege und individuelle Schicksale. Es ist gut und wichtig, mehr darüber zu erfahren und mehr darüber zu sprechen“.

Der Beauftrage für Heimatvertriebene und Spätaussiedler im Freistaat Sachsen, Dr. Jens Baumann spannte den Bogen von der Tabuisierung des Themas bis zu den heutigen Aktivitäten der Vertriebenen in Sachsen. Er führte aus: „Verweht, vergessen, stillgeschwiegen worden … wie bei den Pfingsttreffen im Leipziger Zoo, bei der Kassierung der Neubauernstellen, beim Streichen von Unterstützungen und der Herkunftsnamen – dies sollte das Schicksal von über 4 Millionen Menschen sein, die die SBZ, und später die DDR, ganz entscheidend mit aufbauten.“

Die Ausstellung ist ein bedeutender Beitrag zur gesamtdeutschen Geschichte und zur Öffnung eines verschwiegenen Teils davon. Wir sind es den Betroffenen, ihren Nachkommen und den jungen Generationen schuldig, diesen Teil der Geschichte ins öffentliche Bewusstsein zu bringen.

Die Ausstellung ist bis zum 20. April 2024 im Konferenzraum des DDR-Museums, St. Wolfgang-Straße 2-4, 10178 Berlin-Mitte zu sehen.  Der Eintritt ist kostenfrei. Am 16. März,6., 13.,15. und 20. April 2024 finden öffentliche Führungen durch die Ausstellung statt. Danach wird die Ausstellung an verschiedenen Orten im Bundesgebiet zu sehen sein.

Die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen erfüllt ihren Stiftungsauftrag u.a. durch die Dokumentation und Präsentation des Schicksals der Heimatvertriebenen zum Ende des Zweiten Weltkrieges und der Integration in Deutschland, vor allem auch durch Ausstellungen. Diese thematisieren das Schicksal der Deutschen in Ost-, Mittel- und Südosteuropa vom Mittelalter bis in die Gegenwart.
Bisher sind folgende Ausstellungen entstanden, die als Wanderausstellungen bundesweit präsentiert werden:
„Erzwungene Wege – Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts“
„Die Gerufenen – Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa“
„Angekommen – Die Integration der Vertriebenen in Deutschland“
„Heimatweh“
„Verschwunden – Orte, die es nicht mehr gibt"
„In Lagern – Schicksale deutscher Zivilisten im östlichen Europa 1941-1955“