Ein unbeirrbarer Streiter für Recht, Erinnerung und Verständigung, ein Freund der Heimatvertriebenen ist von uns gegangen
Mit großer Trauer nimmt die Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN Abschied von Dr. Christean Wagner, der am 4. Juli 2025 im Alter von 82 Jahren verstorben ist. Am 12. März 1943 wurde Christean Wagner in Königsberg, Ostpreußen geboren. Seine Verbundenheit mit den Heimatvertriebenen und ihren Anliegen mündete 2018 in der Übernahme des Vorsitzes der Stiftung, deren Ziele er mit Überzeugung, Ideen und Einsatz verfolgte.
Es war Christean Wagner nicht mehr vergönnt, an der feierlichen Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises an Vitali Klitschko vor fünf Wochen in der Frankfurter Paulskirche teilzunehmen. Leider musste er seine Teilnahme kurzfristig absagen. Die Leitung der Veranstaltung und die Eröffnungsrede übernahm Peter Beuth, Staatsminister a.D., der den Vorsitzenden der Stiftung mit großem Respekt und in seinem Sinne vertrat.
Christean Wagner hatte ein feines Gespür für historische Verantwortung. Seine Stimme war stets von Klarheit und Würde geprägt – frei von falscher Sentimentalität, aber durchdrungen von tiefer Anteilnahme. Er wusste, dass Erinnerung kein Rückzug in die Vergangenheit ist, sondern ein allgegenwärtiger moralischer Auftrag für die Zukunft. In diesem Geist hat er sich stets dafür eingesetzt, das Unrecht von Flucht und Vertreibung klar zu benennen, das Schicksal der deutschen Vertriebenen nicht zu relativieren, und als Teil der Geschichte und Verantwortung Deutschlands zu begreifen, ohne dabei den Kontext auszublenden.
Christean Wagner empfand eine innere Bindung zu seiner Geburtsstadt, ihrer Geschichte und nahm Anteil an ihrem Schicksal nach 1945 bis heute. Die Kant-Stadt Königsberg war für ihn ein Symbol deutsche Geistesgeschichte und europäischer Kulturgeschichte, das bewahrt und in das kollektive Bewusstsein Deutschlands zurückgeführt werden müsse. Die Schicksale der deutschen Heimatvertriebenen, ihre verlorene Heimat, ihr Leid, ihr Mut zum Neubeginn – blieben für ihn zeitlebens Verpflichtung. Er war selbst davon betroffen und gewann daraus die Überzeugung: Wer Versöhnung will, muss die Wahrheit aussprechen. Wer Frieden will, darf das Unrecht nicht verschweigen. Deshalb war es ihm wichtig, einen Ort der Dokumentation, Erinnerung und der Mahnung zu unterstützen.
Christean Wagner war nicht nur ein profilierter hessischer Landespolitiker, ein geachteter Jurist, Kulturpolitiker und Vordenker seiner Partei – er war auch ein Mann klarer Positionen und Worte. Er war ein politischer Mensch im besten Sinne: prinzipientreu und dialogbereit.
Sein Eintreten für die Anerkennung des erlittenen Unrechts ging dabei nie auf Kosten der Verständigung mit unseren östlichen Nachbarn. Im Gegenteil glaubte er an die Kraft der Wahrheit als Brücke zur Versöhnung.
Für die Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN bedeutet sein Tod den Verlust ihres Vorsitzenden, der er seit 2018 war, eines engagierten Mitstreiters, eines klugen Ratgebers und eines Menschen, der die Anliegen der deutschen Heimatvertriebenen über Jahrzehnte hinweg mit großem Ernst, mit Herz und Weitblick vertreten hat. Wir verneigen uns in Dankbarkeit vor einem großen Freund der Heimatvertriebenen. Seine Stimme wird uns fehlen. Wir werden Seiner in Ehren gedenken.