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Die Berliner Dokumentationsstätte zur Vertreibung muss die Betroffenen einbinden !

Erklärung des Wissenschaftlichen Beirats

In der Koalitionsvereinbarung 2005 hat sich die Bundesregierung zur gesellschaftlichen und historischen Aufarbeitung von Zwangsmigration, Flucht und Vertreibung bekannt:
"Wir wollen im Geiste der Versöhnung auch in Berlin ein sichtbares Zeichen setzen, um – in Verbindung mit dem Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität über die bisher beteiligten Länder Polen, Ungarn und Slowakei hinaus – an das Unrecht von Vertreibungen zu erinnern und Vertreibung für immer zu ächten."

Wir wünschen uns, dass das "sichtbare Zeichen" in Berlin ein angemessener Ort der Erinnerung an das Schicksal von Millionen deutscher Vertriebener wird, als Teil der Identität des eigenen Volkes. Zugleich soll es ein Ort der Begegnung und Versöhnung werden, durch Anteilnahme am Schicksal anderer vertriebener Menschen. So heilen wir die Wunden der Vergangenheit und schaffen einen Kristallisationspunkt für alle, die zum Schutz der Menschenrechte von Völkern und bedrohten Minderheiten arbeiten.

Wir schlagen vor, dass die Realisierung eines so wichtigen Bestandteils deutscher und europäischer Erinnerungskultur im Rahmen einer eigenständigen Institution geschieht, die autonom und auf gleicher Augenhöhe mit anderen Kooperationspartnern handeln kann. Wir hoffen, dass ein solches "sichtbares Zeichen" auf möglichst breiter Grundlage verwirklicht wird, als gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern.

Wir halten es für selbstverständlich, dass unser Engagement bei der Umsetzung des "sichtbaren Zeichens" berücksichtigt wird.
Das Zentrum gegen Vertreibungen hat das öffentliche Bewusstsein für dieses Thema geweckt. Mit unserer Ausstellung "Erzwungene Wege. Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts" ist es gut gelungen, die europäische Dramatik des Themas Vertreibung zu verdeutlichen. Diese international angelegte Ausstellung, die jetzt als Wanderausstellung weiterwirkt, ergänzt die Ausstellung des Hauses der Geschichte "Flucht – Vertreibung – Integration" ideal. Beide Initiativen sollten in das "sichtbare Zeichen" integriert werden.
Wichtig ist die Darstellung der Vertreibungen im historischen Kontext. Über die beiden o.g. Ausstellungen hinaus halten wir es für notwendig, auch die Siedlungs- und Kulturgeschichte der Deutschen im Osten darzustellen sowie ein Archiv mit Zeitzeugenberichten der verschiedenen von Vertreibungen betroffenen Völker und Volksgruppen einzurichten.

Wir erwarten, in die künftige Entscheidungsfindung einbezogen zu werden. Wir haben die Gründung des Europäischen Netzwerks "Erinnerung und Solidarität" unterstützt und freuen uns auf eine Zusammenarbeit. Wir glauben, in den zu schaffenden Entscheidungsgremien weiterhin wertvolle Beiträge leisten zu können.

Bei der Einrichtung einer Dokumentationsstätte über die Vertreibung von Deutschen muss gelten: Versöhnung ist ohne Einbeziehung der Betroffenen nicht möglich.

Prof. Dr. Jörg Baberowski, Prof. Dr. Arnulf Baring, Dr. Peter Becher, Prof. Dr. Lothar Gall, Dr. Helga Hirsch, Prof. Dr. Walter Homolka, Prof. Dr. Eckart Klein, Hilmar Kopper, Dr. Otto Graf Lambsdorff, Prof. Dr. Horst Möller, Prof. Dr. Christoph Pan, Prof. Dr. Rüdiger Safranski, Prof. Dr. Julius Schoeps, Prof. Dr. Christian Tomuschat, Prof. Dr. Krisztián Ungváry, Dr. Georg Wildmann, Prof. Dr. Michael Wolffsohn, Prof. Dr. Alfred-Maurice de Zayas, Prof. Dr. Zoran Žiletic