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20 Jahre Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN (ZGV)

Hierzu erklärt der Vorsitzende, Dr. Christean Wagner:

Vor 20 Jahren, am 6. September 2000, wurde von den Vertriebenen und ihren Verbänden sowie mit breiter Zustimmung aus vielen gesellschaftlichen Richtungen und politischen Gruppen die gemeinnützige Stiftung der deutschen Heimatvertriebenen Zentrum gegen Vertreibungen mit Sitz in Wiesbaden gegründet.

Die Stiftung will das Thema Flucht und Vertreibung als Teil deutscher und europäischer Geschichte nicht nur als historisches und kulturelles Forschungsgebiet identifiziert wissen, sondern als lebendige Erinnerung und als Mahnung mitten in unserer Gesellschaft verankern. Dabei geht es nicht nur um das Schicksal der mehr als 14. Millionen Deutschen, die im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg von Flucht und Vertreibung betroffen waren, sondern auch um die Schicksale vieler anderer europäischer Völker. Das ZgV steht in Solidarität mit allen Opfern von Vertreibung und Genozid.

Während der Gründungsphase gab es kontroverse politische und historische Auseinandersetzungen um die Stiftung, u.a. unterstellte man ihr, völlig zu Unrecht, rückwärtsgewandte Intentionen. Unter der Federführung von Erika Steinbach – der Initiatorin, damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten und Präsidentin des Bundes der Vertriebenen – sowie dem SPD-Politiker Peter Glotz entwickelte die Stiftung allerdings erfolgreich  Diskussionsforen, organisierte Veranstaltungen und brachte das Thema Flucht und Vertreibung der Deutschen zum Ende des Zweiten Weltkrieges in die breite Öffentlichkeit. 

Früh erhielt die Stiftung  zahlreiche Unterstützung. Unter anderen sprach sich Bundeskanzlerin Angela Merkel wiederholt für ein Zentrum gegen Vertreibungen aus. Auch unter Historikern, wie z.B. Julius H. Schoeps, Lothar Gall und Michael Wolffsohn, fanden sich viele Befürworter.  Zu ihnen zählte auch der Journalist  Ralph Giordano.

Dies alles führte schließlich auch dazu, dass die Bundesregierung die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung gründete.

Die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen hat in den vergangenen 20 Jahren viel erreicht. Es ist gelungen, im politischen und gesellschaftlichen Raum das Bewusstsein zu schaffen, dass das Schicksal der deutschen Vertriebenen als Teil der gesamtdeutschen Geschichte in dauerhafter Erinnerung bleiben muss.

Unter dem Dach des ZgV wurde 2006  die erste Ausstellung „Erzwungene Wege. Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts“ unter großer internationaler Beachtung im Berliner Kornprinzenpalais eröffnet. 2009 folgte die Ausstellung „Die Gerufenen – Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa“ und 2011 „Angekommen. Die Integration der Vertriebenen in Deutschland“. 2012 wurden alle drei Ausstellungen unter dem Titel „HeimatWEH – Eine Trilogie" in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Kronprinzenpalais eröffnet. In jüngster Zeit sind 2016 „Verschwunden – Orte, die es nicht mehr gibt“ und 2018 „In Lagern – Schicksale deutscher Zivilisten im östlichen Europa 1941-1955“ in der Frankfurter Paulskirche der Öffentlichkeit präsentiert worden. Inzwischen sind diese Wanderausstellungen in der ganzen Bundesrepublik von Millionen Menschen gesehen worden, darunter von vielen Schulklassen und Jugendlichen. Kataloge, Unterrichtsmaterial, Zeitzeugeninterviews, Filme sowie Veranstaltungen zum Thema begleiten die Wanderausstellungen. 

Neben der Ausstellungstätigkeit verleiht die Stiftung alle zwei Jahre den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis, in diesem Jahr also zum zehnten Mal. Der Preis wird an Einzelpersonen, gelegentlich aber auch an Initiativen oder Gruppen verliehen, die sich gegen die Verletzung von Menschenrechten durch Völkermord, Vertreibung und die bewusste Zerstörung nationaler, ethnischer, rassischer oder religiöser Gruppen gewandt haben. Zu den Preisträgern gehören u.a. die Nobelpreisträgerin Herta Müller, der Historiker Michael Wolffsohn und in diesem Jahr  Bundespräsident a.D. Joachim Gauck. 

Flucht und Vertreibungen sind leider nicht nur Vergangenheit, sondern auch leidvolle aktuelle Gegenwart. Die Vermittlung von Geschichte und der nationen- und generationenübergreifende Diskurs dazu sind  auch Mittel zur Verständigung der europäischen Völker.

Daher bleibt die Arbeit der Stiftung auch für die Zukunft von hoher aktueller Bedeutung.