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Wir werden weiter treibende Kraft bleiben!

ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN - eine Bestandsaufnahme

Vor der Bundespressekonferenz erklärte die Vorsitzende der Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN, Erika Steinbach MdB:

Vor 10 Jahren hat der BdV beschlossen, eine Stiftung zur Dokumentation und Aufarbeitung der deutschen und europäischen Vertreibung zu errichten. Ein gutes Jahr später, am 06.09.2000, hat die Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN das Licht der Welt erblickt. Peter Glotz und ich haben den Vorsitz übernommen. Die Skepsis, ob unsere Stiftung auch nur ansatzweise ihre Ziele erreichen könnte, war nicht nur außerhalb des BdV, sondern zu Beginn auch innerhalb deutlich zu spüren. Heute kann ich mit Genugtuung feststellen, dass wir viel erreicht haben. Sehr viel!

Unsere Stiftung hat eine sehr lebhafte, auch kontroverse Debatte entfacht. Sie war fruchtbar. Hunderte von Medienberichten machen das deutlich. Im Internet gibt es aktuell rund 50.000 Beiträge dazu.

Nahezu 500 Gemeinden in Deutschland sind mit 5 Cent/ Einwohner Pate unserer Stiftung geworden. Auch die Bundesländer Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen sind inzwischen Paten.

Renommierte Persönlichkeiten haben sich ostentativ an unsere Seite gestellt, von Joachim Gauck, Helga Hirsch, Freya Klier, György Konrad, Imre Kertesz, Peter Scholl-Latour bis zu Christian Thielemann, Gabriele Wohmann, Rüdiger Safranski, Hellmut Karasek, Harald Schmidt oder Udo Lattek. Ich danke allen Unterstützern der letzten Jahre. Insbesondere aber meinem langjährigen Mitvorsitzenden Peter Glotz, der leider viel zu früh verstorben ist.

Unser gemeinsames Anliegen, eine Dokumentationsstätte für das Schicksal und Kulturerbe der deutschen Vertriebenen in Berlin zu errichten, haben wir erreicht.
Sogar weitergehend, als wir selbst erhofft haben.

Die Bundesregierung hat durch unsere nachdrückliche Initiative erkannt, dass es eine überfällige staatliche Aufgabe ist, diesem deutschen Schicksalsthema einen festen Platz in Berlin zu geben. Wir haben deutlich gemacht, dass es Teil unserer gesamtdeutschen Identität ist und damit staatliche Aufgabe. Mein besonderer Dank gilt Bundeskanzlerin Angela Merkel und Staatsminister Bernd Neumann. Der Weg dahin war spannend, niemals langweilig und streckenweise auch extrem stürmisch. Aber, erst ein guter Wind lässt einen schönen Drachen aufsteigen.

Ich begrüße, dass die Stiftung der Bundesregierung, die den treffenden Namen "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" trägt, ihre Arbeit begonnen hat. Der Name ist Programm. Wir unterstützen sie voll und ganz. Denn, sie ist ja unser Kind. Wir werden sie wachsam und sorgsam begleiten.

Ich begrüße nachdrücklich, dass CDU/CSU in ihrem gemeinsamen Wahlprogramm nochmals deutlich gemacht haben, dass die Verbände der deutschen Heimatvertriebenen über ihre Vertretung im Rat der Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" selbst entscheiden können. Das entspricht den Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich des Jahresempfangs des BdV und von Ministerpräsident Horst Seehofer.

Mancher glaubt jetzt, dass mit diesem für unsere Stiftung insgesamt erfolgreich vorangetriebenen Projekt, das wir nicht einmal finanzieren müssen, unsere Aufgabe abgeschlossen sei. Allen, die das hoffen, oder fürchten, kann ich vermelden:
Wir werden weiter treibende Kraft bleiben!

Wir haben uns viel vorgenommen. Nach unserer außerordentlich erfolgreichen Ausstellung "Erzwungene Wege" im Jahre 2006 im Berliner Kronprinzen Palais, eröffnen wir jetzt am 15. Juli eine weitere Ausstellung am gleichen Ort mit anderer Thematik.

Die "Erzwungenen Wege" haben das Vertreibungsgeschehen an einer Vielzahl europäischer Völker im 20. Jahrhundert beleuchtet. Nach der festen Ausstellung haben wir daraus eine wanderfähige Version erstellt. Auf vielen Stationen quer durch die Republik haben inzwischen mehr als 120.000 Menschen Anteil daran genommen.

Frankfurt am Main, München, Düsseldorf, Stuttgart, Nürnberg und Erfurt waren bislang die Ausstellungsorte. Es folgen demnächst in diesem Jahr noch Recklinghausen und Hannover.
Für das kommende Jahr liegen bereits mehrere Bewerbungen vor.

Unsere neue Ausstellung präsentiert deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa. Sie trägt den Namen "Die Gerufenen". Am 15. Juli wird sie im Berliner Kronprinzenpalais durch Staatsminister Bernd Neumann eröffnet. Festredner wird Hellmuth Karasek sein.

Die deutsche Ostsiedlung begann im Mittelalter und erfolgte meist friedlich. Zu ihren Pionieren gehörten die Mönchsorden, insbesondere die Zisterzienser. Bauern, Kaufleute und Handwerker wurden von Herrschern oder lokalen Grundherren angeworben. Strukturschwache Gebiete sollten durch neue Bewohner gefördert, Grenzen gesichert werden. Weitreichende Privilegien dienten als Anreiz. Unterschiedliche Motive bewegten die Menschen dazu, die Heimat zu verlassen und in der Ferne ihr Glück zu suchen.

Die Ausstellung umfasst eine Zeitspanne von 800 Jahren. Geographisch gelangt halb Europa in den Blick: von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer und vom Böhmerwald bis zum Kaukasus. Es werden Siedlungsgebiete vorgestellt, in denen Deutsche gemeinsam mit anderen Völkern lebten und die nicht zum 1871 begründeten Deutschen Reich gehörten. Gezeigt werden wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklungen, die zur Einwanderung reizten, von den Siedlern angestoßen oder verstärkt wurden.

In den Siedlungsgebieten entstand eine Vielfalt an städtischen und ländlichen Lebensformen. In den multiethnischen Städten und Landstrichen lebten unterschiedliche Völker, ethnische und religiöse Gruppen über einen langen Zeitraum friedlich zusammen. Deutsches Leben in den vorgestellten Regionen ist heute weitgehend Vergangenheit.
Interessante und auch wertvolle Leihgaben aus diesen Regionen werden in der Ausstellung "Die Gerufenen" zu sehen sein.

Alle zwei Jahre verleihen wir den vom ZgV gestifteten Franz-Werfel-Menschenrechtspreis.
Dieses Jahr ist es wieder soweit. Im Oktober wird er zum vierten Male in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Der Preis ist mit 10.000 € dotiert. Der letzte Preisträger war Prof. György Konrad.

Sie sehen, die Stiftung "ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN" ist höchst aktiv. Wir haben viel bewirkt. Wir werden weiter treibende Kraft bleiben.