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Jury hat über erste Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises entschieden

Es wird ein Doppelpreis vergeben

Bereits in ihrer ersten Sitzung im Januar 2003 hat die Jury zur Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises eine Entscheidung in großem Einvernehmen gefällt. Der Preis ist benannt nach dem großen Schriftsteller Franz Werfel (1890 – 1945), der mit seinem in der ganzen Welt diskutierten Roman "Die 40 Tage des Musa Dagh" die Vertreibung der Armenier aus der Türkei und den Genozid an den Armeniern eindringlich, wirkungsvoll und mit großer künstlerischer Gestaltungskraft dargestellt hat.

Die Jury hat sich entschieden, einen Doppelpreis zu verleihen. Die Preisträger sind:
Die tschechischen Initiatoren des "Kreuz der Versöhnung"
Vera Vitova, ehemals Bürgermeisterin von Wekelsdorf/ Teplice nad Metuji
Jan Pinos, Vorsitzender von TUZ se, Broumovsko
Petr Kulisek, Vorsitzender von INEX.
Auf Initiative dieser Personen und ihrer Organisationen wurde am 15. September 2002 für die auf dem Buchenberg 1945 ermordeten Sudetendeutschen und alle Opfer nationaler Konflikte dieser Region das Versöhnungskreuz errichtet. Großes ehrenamtliches Engagement und viele hundert freiwillige Arbeitsstunden wurden dafür eingebracht. Die Initiatoren haben damit ein mutiges Zeichen des Dialogs zwischen Deutschen und Tschechen gesetzt.

Dr. Mihran Dabag, Leiter des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum.
Das von Mihran Dabag aufgebaute Institut für Diaspora- und Genozidforschung hat seinen Schwerpunkt in der Analyse einzelner Strukturen und Prozesse kollektiver, staatlich gestützter Vernichtungsgewalt und der Nachfolge von Völkermord. Dr. Dabag hat sich insbesondere durch zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der Armenierverfolgungen und ihre heutigen Implikationen beschäftigt. Er ist ein anerkannter Experte auf dem Gebiet Genozid. Mihran Dabag ist ein aus der Türkei stammender Armenier.

Die Jury würdigt zum einen eine mutige Tat, die in schwierigem Umfeld stattfand. Die Bürgermeisterin, die das "Kreuz der Versöhnung" akzeptierte, wurde nicht wiedergewählt. Zum anderen wird durch die Vergabe des Preises an Dr.Mihran Dabag an eines der größten Vertreibungsverbrechen des 20. Jahrhunderts erinnert. Die französische Nationalversammlung hat im Jahr 2001 die Vertreibung und Ermordung Hunderttausender Armenier als ein Genozid bezeichnet. Diese Diskussion ist keine französische Diskussion, sondern eine europäische.

Mit der Verleihung eines Doppelpreises möchte die Jury dem besonderen Anliegen des Stifters, dem ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN, gerecht werden und die Spanne zwischen einer mutigen Tat in einem schwierigen politischen Umfeld einerseits und von Wissenschaft und Forschung in einer fast vergessenen Menschenrechtsfrage andererseits deutlich machen.

Die erste Preisvergabe hat bei beiden Preisträgern auf jeweils unterschiedliche Weise eine besondere Beziehung zu Franz Werfel, dem Namensgeber des Menschenrechtspreises. Mit den tschechischen Preisträgern ist eine Bindung an Werfels Heimatregion, die heutige Republik Tschechien hergestellt, in der Werfel 1890 in Prag geboren wurde. Mit Mihran Dabag ist ein Preisträger ausgewählt worden, der sich wie Franz Werfel in seinem Roman "Die 40 Tage des Musa Dagh", dem Genozid an den Armeniern widmet. Der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis ist insgesamt mit 10.000 € dotiert und wird in diesem Jahr mit je 5.000 € an die beiden Preisträger vergeben.

Mitglieder der Jury zur Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises sind Daniel Cohn-Bendit MdEP, Dr. Ralph Giordano, Prof. Dr. Peter Glotz, Dr. Otto von Habsburg, Dr. Klaus Hänsch MdEP, Dr. Helga Hirsch, Prof. Dr. György Konrad, Dr. Otto Graf Lambsdorff, Lennart Meri und Erika Steinbach MdB.