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Europäische Diskussion zu Vertreibungen ist sinnvoll und überfällig

Ein ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN in Deutschland bleibt ein notwendiges Projekt

Zu der gemeinsamen Erklärung vom 29. Oktober 2003 von Bundespräsident Johannes Rau und Staatspräsident Aleksander Kwasniewski in Danzig erklären die beiden Vorsitzenden des ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN (ZgV), Erika Steinbach MdB und Prof. Dr. Peter Glotz:


Wir begrüßen, dass die beiden Staatsoberhäupter dazu aufrufen, sich europaweit mit dem Thema „Vertreibung“ auseinander zu setzen und es neu zu bewerten. Die Grundlage einer solchen Bewertung muss sich an Ralph Giordanos Feststellung „Die Humanitas ist unteilbar“ orientieren. Mit der Initiative der beiden Staatsoberhäupter wird eine von unserer Stiftung gesetzte Zielrichtung aufgegriffen, nämlich die Diskussion auf europäischer Ebene über das europäische Schicksalsthema „Vertreibung“ zu führen. Diese Diskussion ist überfällig und wurde im Rahmen der Erweiterung Europas versäumt.

Wir sehen mit Genugtuung, dass unsere Stiftung durch ihr bisheriges Wirken eine wichtige Debatte angestoßen hat.

Wie beschwerlich und langwierig ein solch europäischer Diskussionsprozess sein wird, lässt die spontane Ablehnung aus der Tschechischen Republik erkennen. Andererseits blendet die Erklärung Fortschritte und Erfolge im Dialog mit anderen Ländern Ostmittel- und Südosteuropas aus.

Ein ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN in Deutschland bleibt ein sinnvolles und notwendiges Projekt.

Wir werden im Dialog mit allen Menschen guten Willens die Gesamtaufgaben der Stiftung im Geist der Versöhnung kontinuierlich weiter verfolgen:

- Allgemein zugänglich im ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN einen Gesamtüberblick über die vielen Millionen deutschen Deportations- und Vertreibungsopfer aus ganz Mitel-, Ost- und Südosteuropa in der Mitte des 20. Jahrhunderts geben. Ihre Kultur, ihr Schicksal und ihre Geschichte im Zusammenhang erfahrbar machen.

- Die Veränderungen Deutschlands innerhalb seiner Bundesländer und Gemeinden durch die Integration Millionen entwurzelter Landsleute und die Auswirkung auf alle Lebensbereiche sichtbar machen.

- Die Vertreibungen anderer europäischer Völker im ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN dokumentieren und aufarbeiten. Zwischen achtzig und hundert Millionen Menschen sind im 20. Jahrhundert vertrieben, deportiert oder zwangsweise umgesiedelt worden. Vertreibung von Menschen ist bis heute, obwohl völkerrechtswidrig, ein Mittel der Politik.

Wir stehen an der Seite aller Opfer von Vertreibung und Genozid.

Das ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN soll die europäischen Vertreibungen dokumentieren und Ort der Mahnung sein, Vertreibung weltweit zu ächten.