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Erika Steinbach, MdB - Stiftungsvorsitzende - Ich trauere um Ralph Giordano

unseren Begleiter der Stiftung über viele Jahre

Aufrichtige Freundschaft ist im politischen Bereich selten. Noch seltener ist sie, wenn sie unterschiedliche Auffassungen übersteht. Ralph Giordano war mir ein guter Freund, ein wertvoller Gesprächspartner und lange Zeit auch ein bekennender Unterstützer der Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN.

Unvergessen sind seine tief bewegenden Worte zur 60. Wiederkehr der Tragödie des Warschauer Aufstandes vom 1. August 1944 und seine Rede zum Genozid an den Armeniern in der Frankfurter Paulskirche im Rahmen der Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises unserer Stiftung an Mihran Dabag. Nichts, was Menschen angetan werden kann, war seit dieser Epoche mehr unmöglich. Ein Kosmos der Mitleidlosigkeit nannte es Ralph Giordano treffend beim Namen.

Sein Mitgefühl auch für die Heimatvertriebenen aus einer tief empfundenen Humanitas heraus hat mich tief bewegt. "Wie hält man es aus," fragte er zu Ostpreußen, "eine Heimat wie diese verlassen zu müssen, ohne dass einem das Herz bricht?"

Seine stets wache Kritik habe ich immer gern als Mahnung angenommen, wie seine Ermahnung an alle, dass das Humanum Empathie keinem von uns geschenkt wird, dass es erarbeitet werden muss und sei es über ein ganzes Leben hin.

Ralph Giordano hat seinen Empfindungen freien Lauf gelassen, Tränen vergossen um die ermordeten Juden, Sinti, Roma, Armenier und die anderen Millionen und Abermillionen, auch um die ermordeten Deutschen. Heute trauere ich um ihn, den großartigen Menschen.

Er wird mir fehlen.