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Zentrum gegen Vertreibungen distanziert sich von Preußischer Treuhand

In letzter Zeit wird der Widerspruch gegen die gemeinnützige Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN (ZgV) in Polen immer öfter mit der Absicht der Preußischen Treuhand GmbH Co. KG begründet, nach dem Beitritt Polens in die EU private Eigentumsansprüche von Vertriebenen vor polnischen und u.U. auch vor europäischen und amerikanischen Gerichten geltend zu machen.

Wir, die Unterzeichner, erklären, dass wir die Aktivitäten der Preußischen Treuhand missbilligen. Auf unser Befremden stößt dabei auch die bewusste und provozierende Bezugnahme der Treuhand auf die "Jewish Claims Conference". Für genauso wenig zielführend halten wir die Reparationsforderungen von polnischer Seite. Jede Form von materieller Aufrechnung wird die Fronten zwischen unseren beiden Völkern weiter verhärten, schwer vorhersehbare politische Folgen haben und den so dringend benötigten Dialog erschweren.
Da die Landsmannschaft Schlesien in einer Vorreiterrolle bei der Gründung der Preußischen Treuhand aktiv war und deren Bundesvorsitzender auch Vorsitzender des Aufsichtsrats dieser GmbH ist, erscheinen die Aktivitäten der preußischen Treuhand und des ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN in Polen wie zwei Seiten ein- und derselben Politik des Bundes der Vertriebenen.

Die Unterzeichner weisen erneut darauf hin, dass das ZgV unabhängig und eigenständig ist und keine materiellen Ziele verfolgt. Es geht dem ZgV allein darum, der Opfer von Vertreibungen im 20. Jahrhundert zu gedenken, ihr Leiden zu dokumentieren und Vertreibungen generell als Mittel der Politik zu ächten. Die Integration von Verdrängtem und die Aufarbeitung von Leidenserfahrungen entfalten eine heilende Wirkung für die Betroffenen. Institutionalisierte Forderungen nach materieller Wiedergutmachung hingegen schüren Schuldzuweisungen und die Konkurrenz unter Opfern. Der polnische Sejm und einzelne Städte wie Warschau und Posen erwägen im Gegenzug schon Deutschland mit Reparationszahlungen für die Zerstörungen ihres Landes im Zweiten Weltkrieg zu konfrontieren.

Wir regen an, dass die Regierungen in Berlin und Warschau, aber auch in anderen Ländern, in denen bis heute offene Vermögensfragen bestehen, nach einer politischen Lösung der individuellen Eigentums- und staatlichen Reparationsforderungen suchen.

Prof. Dr. Arnulf Baring, Dr. Peter Becher, Prof. Dr. Lothar Gall, Joachim Gauck, Dr. Ralph Giordano, Prof. Dr. Peter Glotz, Dr. Otto von Habsburg, Dr. Klaus Hänsch MdEP, Dr. Helga Hirsch, Rabbiner Dr. Walter Homolka, Prof. Dr. György Konrad, Thomas Krüger, Prof. Dr. Rudolf Kucera, Dr. Otto Graf Lambsdorff, Prof. Dr. Hans Maier, Prof. Dr. Horst Möller, Dr. Rupert Neudeck, Erika Steinbach MdB, Prof. Dr. Christoph Stölzl, Prof. Dr. Peter-Christoph Storm, Prof. Dr. Christian Tomuschat, Dr. Krisztian Ungvary, Prof. Dr. Michael Wolffsohn