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Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises an den Bundespräsidenten a.D. Joachim Gauck

Am Sonntag, den 4. Juli 2021, wird der Bundespräsident Dr. h.c. Joachim Gauck um 12.00 Uhr in der Frankfurter Paulskirche mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis der Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN ausgezeichnet. Die Entscheidung über den Preisträger erfolgte bereits im Jahre 2020. Die Verleihung konnte wegen der Pandemienotlage im vergangenen Jahr nicht stattfinden und wird jetzt nachgeholt.

Die Laudatio auf den Preisträger hält der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Bernd Fabritius. Die Begrüßung erfolgt durch den Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, Peter Feldmann.  Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier wird als Schirmherr der Preisverleihung eine Ansprache halten.  Für die Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN spricht der Vorsitzende Dr. Christean Wagner.

Die Jury des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises würdigt mit der Preisverleihung das umfangreiche und vielfältige Wirken des Bundespräsidenten a.D. Joachim Gauck, der in unterschiedlichen Funktionen, zuletzt als höchster Repräsentant unseres Staates, die Verletzung von Menschenrechten durch Völkermord, Vertreibung und Genozid angeprangert hat.

Bei der Eröffnung der Ausstellung „Erzwungene Wege – Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts“ im Jahr 2006 im Berliner Kronprinzenpalais sagte Joachim Gauck in einem Grußwort: „Weil im kollektiven Gedächtnis die wirkliche Wirklichkeit aufgehoben sein sollte, wird man also keinen Bogen machen dürfen um die Deutschen, die mit dem Leid der Vertreibung in so besonderer Weise belastet wurden. … Der Blick auf die vielen Vertreibungsnotstände zeigt uns, dass es letztlich bei dem Thema nicht um deutsche Heimattümelei geht, sondern um eins, das Individuen als Opfer von Mächten, meist Diktatoren und Despoten sieht, dass es um geraubte Menschenrechte geht und um den Verlust dessen, was unsere Verfassung in Artikel 1 in den Mittelpunkt stellt: die Würde des Menschen.“ Neben dem Begriff der Freiheit, der untrennbar damit verbunden ist, hat Joachim Gauck damit sein zweites großes Lebensthema angesprochen, die Würde des Menschen.

Bereits im Jahr 2003 gehörte der Bürgerrechtler und Theologe zu den Unterstützern eines Zentrum gegen Vertreibungen und wandte sich mit anderen engagiert dagegen, dass „ein Vorhaben, das Sensibilität und Umsicht verlangt, zum Gegenstand rivalisierender Initiativen würde“.

Als Theologe und Publizist, als Bundesbeauftragter für die Stasiunterlagen und später als Bundespräsident hat Joachim Gauck in seinen Veröffentlichungen, seinen Reden immer wieder darauf hingewiesen, dass die Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur nicht dazu führen dürften, das Unrecht an den vertriebenen Deutschen zu verschweigen.

Engagiert hat er sich immer wieder und in allen seinen Ämtern dafür ausgesprochen, dass die dauerhafte Erinnerung an die Vertreibung ein elementarer Teil deutscher Geschichte ist. „Das Erinnern, das Gedenken, das Bewahren der Traditionen, darf nicht allein in den Verbänden aufgehoben sein. Geschichte und Kultur der ehemaligen deutschen Siedlungsgebiete gehören in das kollektive Gedächtnis der ganzen Nation“ waren seine Worte im Jahr 2016, als er als Bundespräsident zum Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen sprach. Einfühlsam sprach er vom „Erinnerungsschatten“, aus dem das Gedenken erst langsam heraustrete.

Joachim Gauck ist 1940 geboren, und war zu DDR-Zeiten evangelisch-lutherischer Pastor in Rostock. Er leitete die evangelischen Kirchentage 1983 und 1988 in der Hansestadt und war während der friedlichen Revolution Sprecher des Neuen Forums. 1990 wurde er Abgeordneter der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR (für Bündnis 90). Von 1991 bis 2000 war Joachim Gauck Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften Bundespräsidenten. Bis 2017 war er höchster Repräsentant der Bundesrepublik Deutschland.

Der mit 10.000 € dotierte Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wird alle zwei Jahre an Einzelpersonen, Initiativen oder Gruppen verliehen, die durch ihr Handeln das Verantwortungsbewusstsein gegenüber Menschenrechtsverletzungen durch Völkermord, Vertreibung oder die bewusste Zerstörung nationaler, ethnischer oder religiöser Gruppen schärfen.

Mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wurden bisher ausgezeichnet:

2018  Prof. Dr. Michael Wolffsohn

2016  Freya Klier

2014  Rick Ostermann

2012  Prof. Dr. Karl Schlögel

2010  David Vondráček

2009  Herta Müller

2007  György Konrad

2005  Bischof Dr. Franjo Komarica

2003  Dr. Mihran Dabag, Věra Vítová, Petr Kulíšek sowie Jan Piňos

 

Organisatorischer Hinweis:

Aufgrund der Corona-Pandemie ist nach derzeitigem Stand die Anzahl zugelassener Gäste zur Verleihungsveranstaltung begrenzt. Eine kurzfristige Absage aufgrund behördlicher Weisung oder Empfehlung behalten wir uns vor.

Es gilt Maskenpflicht in der gesamten Paulskirche. Abstands- und Hygieneregeln gilt es zu beachten. Bei Nichteinhaltung können Sie von der Veranstaltung ausgeschlossen werden. Pressevertreter werden gebeten, sich rechtzeitig anzumelden, Hinweise zu beachten und die Selbsterklärung zur Corona zeitnah zum Termin auszufüllen und zur Veranstaltung mitzubringen.