Im Anschluss an die Preisverleihung eröffnet der Vorsitzende Dr. Christean Wagner die sechste Ausstellung des ZgV: "In Lagern - Schicksale deutscher Zivilisten im östlichen Europa 1941-1955".
Die Jury des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises würdigt mit dieser Preisverleihung das umfangreiche und vielfältige Schaffen von Prof. Dr. Michael Wolffsohn. Als Historiker und Publizist hat Wolffsohn in seinen Veröffentlichungen immer wieder deutlich gemacht, dass die Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur nicht dazu führen dürften, das Unrecht an den vertriebenen Deutschen zu verschweigen. Engagiert hat er sich dafür ausgesprochen, dass die dauerhafte Erinnerung an die Vertreibung ein elementarer Teil deutscher Geschichte ist.
Bereits sehr früh, nämlich 2001, ist Wolffsohn dem wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen beigetreten. Er tat das damals mit den Worten: „Wer kann sich dem Anliegen eines Zentrum gegen Vertreibungen verschließen? Nur Befürworter von Vertreibungen. Das Eintreten gegen Vertreibungen muss überparteilich und unabhängig von Herkunft und Ideologie sein.“
Insbesondere für die erste Ausstellung der Stiftung „Erzwungene Wege - Flucht und Vertreibungen im Europa des 20. Jahrhunderts“ war Wolffsohn ein kluger und unverzichtbarer Berater. Er war und ist ein Gegner aller Kollektivschuld-Thesen und steht damit fest auf dem Boden der unteilbaren Menschenrechte, die er unabhängig von Ideologien und Anfeindungen stets als Maßstab vertreten hat.
Der mit 10.000 € dotierte Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wird alle zwei Jahre an Einzelpersonen, Initiativen oder Gruppen verliehen, die durch ihr Handeln das Verantwortungsbewusstsein gegenüber Menschenrechtsverletzungen durch Völkermord, Vertreibung oder die bewusste Zerstörung nationaler, ethnischer oder religiöser Gruppen schärfen.
Mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wurden bisher ausgezeichnet:
2016 Freya Klier
2014 Rick Ostermann
2012 Prof. Dr. Karl Schlögel
2010 David Vondráček
2009 Herta Müller
2007 György Konrad
2005 Bischof Dr. Franjo Komarica
2003 Dr. Mihran Dabag, Věra Vítová, Petr Kulíšek sowie Jan Piňos.
Die Ausstellung"In Lagern - Schicksale deutscher Zivilisten im östlichen Europa 1941-1955" widmet sich einem in der Öffentlichkeit wenig bekannten und bewussten Kapitel der deutschen und europäischen Geschichte, nämlich der Verschleppung deutscher Zivilisten in den damaligen deutschen Ost- und Siedlungsgebieten sowie ihrer Internierung in Lager. Diese Vorgänge sind Teil des großen Vertreibungsgeschehens, das die Deutschen im östlichen Europa während und nach dem Zweiten Weltkrieg traf. Sie umfassen auch die Deportation und die Zwangsarbeit der Deutschen in der Sowjetunion. Die Ausstellung will das als allgemeines Kriegsfolgenschicksal jahrzehntelang unterbewertete und politisch ausgeklammerte Schicksal der Betroffenen ins öffentliche Bewusstsein bringen. Sie beschreibt den historischen Kontext, die Ausgangssituation, die Motive für die Lagerbildung, die Lager in verschiedenen Ländern sowie die dortigen Lebensbedingungen. Zitate von Zeitzeugen und deren Erinnerungen in dokumentarischer und literarischer Form machen die Ausstellung und das persönliche Empfinden trotz weniger Bilder über die Lager und das Lagerleben erlebbar. Der Schlussteil der Ausstellung ist der Aufarbeitung dieses Themas in den betreffenden Staaten gewidmet und zeigt auf, wie durch unterschiedliche Initiativen, auch der Betroffenen, Wege zur Verständigung über Grenzen und Nationalitäten hinweg gesucht und gefunden werden.
Die Ausstellung ist bis zum 4.11.2018 im Untergeschoss der Paulskirche in Frankfurt/Main zu sehen. Die Öffnungszeiten der Paulskirche sind: Montag-Sonntag, 10:00-17:00 Uhr. Die Ausstellung wird danach an weiteren Orten zu sehen sein, da sie als Wanderausstellung konzipiert ist.