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Franz-Werfel-Menschenrechtspreis 2016 für Freya Klier

Am Sonntag, den 6. November 2016, wird die Bürgerrechtlerin, Schriftstellerin
und Dokumentarfilmerin
Freya Klier
um 12 Uhr in der Frankfurter Paulskirche
mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis
der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen ausgezeichnet.
Die Laudatio auf die Preisträgerin hält die Journalistin, Reporterin und Produzentin
DüzenTekkal,

die Begrüßung erfolgt durch den Bürgermeister der Stadt Frankfurt am Main
Uwe Becker,
für die Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN spricht die Vorsitzende
Erika Steinbach MdB.

Die Jury des Franz-Werfel Menschenrechtspreises würdigt mit dieser Preisverleihung das umfangreiche und vielfältige Schaffen von Freya Klier.

Neben ihrem Engagement für die Aufarbeitung des DDR-Unrechts erhält Freya Klier den Stiftungspreis insbesondere für ihre dokumentarisch angelegten Filme und Publikationen zum Schicksal ziviler deutscher Frauen und junger Mädchen am Ende des Zweiten Weltkrieges in Ostdeutschland und Südosteuropa.

Für ihren bereits 1993 produzierten Film "Verschleppt ans Ende der Welt" begab sich Freya Klier mit drei damals verschleppten Frauen auf Spurensuche nach und in Sibirien. Im gleichnamigen, 1996 erschienenen Buch ließ sie weitere Zeitzeuginnen zu Wort kommen und ergreifend von ihrem jahrelangen Leidensweg erzählen.

Film und Buch beschreiben nicht nur historisch fundiert die Situation zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Sie machen auch deutlich, wie das Schicksal hunderttausender Frauen im Westen dem "Lagergefecht der Generationen" zum Opfer fiel und wie es in der ehemaligen DDR als "Verleumdung der Sowjetunion" tabuisiert wurde.

Verschleppt, vergewaltigt, gedemütigt und schließlich als Zwangsarbeiterinnen missbraucht, mussten diese Frauen über Jahre unter unmenschlichen Bedingungen als „lebende Reparationen“ ihr Dasein fristen.

Freya Klier hat das persönliche Schicksal der Betroffenen, ihre tägliche  Arbeit im Sägewerk, im Kohleabbau, in der Ziegelei und im Wald, begleitet von Hunger, Krankheiten, Entkräftung, Tod, im Winter bei eisiger Kälte und im Sommer bei sengender Hitze aufgearbeitet.

Mit ihrem 2014 erschienenen Buch "Wir letzten Kinder Ostpreußens" nahm sie sich auch des Schicksals der von Flucht und Vertreibung betroffenen Kinder, ihrer Erlebnisse und der bis ins hohe Alter nicht überwundenen Traumata an.

Getreu ihrem Lebensmotto: "Du sollst dich erinnern" stellt sich Freya Klier selbst immer wieder der Aufgabe, Menschenrechtsverletzungen ans Licht zu bringen und sowohl in ihrer politisch-historischen bzw. wissenschaftlichen als auch in ihrer individuellen Dimension zu betrachten. Ihre Arbeit mit Zeitzeuginnen verewigt nicht nur persönliche Schicksale als Mahnung für die Nachwelt, sondern gibt der Geschichte Gesichter und Namen. Auf die Art ermöglicht sie ihren Lesern und Zuschauern einen empathischen Zugang zu vergangenen Schrecken, wie etwa Verschleppung, Zwangsarbeit und Lagerhaft, und somit zum besseren Verständnis von Geschichte.

Mit der Entscheidung für Freya Klier macht die Jury des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises auf das Schicksal von Frauen in Kriegssituationen aufmerksam. Auch in der heutigen Zeit wiederholen sich die Muster der Gewalttaten gegen Frauen und Kinder. Ob im Balkankrieg oder aktuell in den Gebieten unter der Kontrolle des sogenannten IS werden Frauen und Mädchen, meist aus religiösen und ethnischen Minderheiten kommend, aus ideologischen und strategischen Gründen vergewaltigt, gefangen gehalten oder versklavt.

Der mit 10.000 € dotierte Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wird alle zwei Jahre an Einzelpersonen, Initiativen oder Gruppen verliehen, die durch ihr Handeln das Verantwortungsbewusstsein gegenüber Menschenrechtsverletzungen durch Völkermord, Vertreibung oder die bewusste Zerstörung nationaler, ethnischer oder religiöser Gruppen schärfen.

Mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wurden bisher ausgezeichnet:

2014    Rick Ostermann
2012    Prof. Dr. Karl Schlögel
2010    David Vondráček
2009    Herta Müller
2007    György Konrad
2005    Bischof Dr. Franjo Komarica
2003    Dr. Mihran Dabag, Věra Vítová, Petr Kulíšek sowie Jan Piňos